Die Themen faire Produktion, umweltfreundliche schadstoffarme Herstellung und Bio-Baumwolle treten im Bereich der Bekleidungsindustrie mehr und mehr in den Vordergrund und sind meist eng miteinander verknüpft, auch wenn beispielsweise ein T-Shirt aus Bio-Baumwolle nicht immer fair produziert sein muss und ein fair produziertes T-Shirt nicht zwingend aus Bio-Baumwolle bestehen muss. Es gibt eine Vielzahl von Siegeln, Zertifikaten und Qualitätszeichen. Da gesetzliche Regelungen im Bereich Fair-Trade- und Bio-Kleidung derzeit noch sehr unvollständig bzw. kaum vorhanden sind, ist es umso wichtiger sich auf renommierte Zertifikate zu verlassen. Es gibt derzeit eine Handvoll Institutionen die weltweit operieren, unabhängig Prüfen und klare Richlinien und Anforderungen haben. Das perfekte „Rundum-Sorglos-Zertifikat“ gibt es derzeit (noch) nicht. Alle Siegelinitiativen haben eigene Themenschwerpunkte. Wer hohe Ansprüche an die Arbeitsbedingungen bei der Produktion sowie an eine faire Entlohung aller am Produktionsprozess beteiligten Arbeiter hat und gleichzeitig ein Schadsoffarmes Kleidungsstück aus Bio-Baumwolle erwerben möchte, der sollte sich nach Kleidung umsehen die eine Kombination mehrerer Zertifikate trägt, zB Fair Wear Foundation (FWF) und GOTS – Global Organic Textile Standard.
Hier eine Übersicht wichtiger Siegel und Zertifikate für Kleidung:
Fair Wear Foundation – FWF
Die Fair Wear Foundation ist eine Non-Profit Organisation die sich weltweit für gute Arbeitsbedingungen von Fabrikarbeitern der Bekleidungbranche einsetzt. Derzeit sind 120 Marken Mitglied der Fair Wear Foundation.
Die 8 Leitlinien der FWF sind:
- Keine Zwangsarbeit
- Keine Diskriminierung am Arbeitsplatz
- Keine Kinderarbeit
- Vereinigungsfreiheit und das Recht auf kollektive Verhandlungen
- Existenzsichernde Löhne
- Keine überlangen Arbeitszeiten
- Ein sicheres und nicht gesundheitsschädliches Arbeitsumfeld
- Ein rechtsverbindliches Arbeitsverhältnis
Weitere detailerte Informationen zur FWF bekommt man hier (in Englisch): www.fairwear.org
Global Organic Textile Standard – GOTS
Das GOTS-Zertifikat hat sich in den letzten Jahren zum Vorzeigezertifikat für Kleidung und Heimtextilien aus Bio-Baumwolle entwickelt. Das GOTS-Zertifikat stellt strenge Anforderungen an die Qualität der Bio-Baumwolle und die Schadstoffarmut des fertigen Kleidungsstücks. Zusätzlich stellt GOTS Anfoderungen in Bezug auf die Arbeitssicherheit und die Arbeitsbedingungen.
Die GOTS-Richtlinien beinhalten ganzheitliche Ansätze, GOTS hat das Ziel, alle in die Produktions- und Vertriebskette eingebunden Personen sowie den Endverbraucher so gut wie möglich vor fragwürdigenden und gesundheitsschädlichen Substanzen zu schützen und dabei die Sozialstandards nicht außer Acht zu lassen. Auch wenn bisher die Herstellung von Textilien nicht völlig ohne Chemie zu realsieren ist und auch die GOTS-Richlinien den Einsatz von Chemie nicht gänzlich untersagen, so sind die Richlinien streng. Viele Zusätze die von Gesetzeswegen für die Herstellung von Textilien Verwendung finden dürfen, sind bei GOTS verboten (z.B. Formaldehyd).
Detailierte Informationen zu GOTS bietet dieses interessante PDF: global-standard.org
Fairtrade – Transfair
Das Fairtrade-Zertifikat dürfte in den Augen der Verbraucher die Mutter aller Zertifikate sein, man kennt es seit vielen Jahren von Lebensmitteln wie z.B. Kaffee und Schokolade. In Bezug auf Kleidung und andere Baumwollartikel konzentriert sich das Siegel in erster Linie auf die Baumwollproduzenten und deren Familien.
Die Bauern erhalten einen fairen Preis für Ihr Produkt und bekommen langfristige Lieferverträge, darüber hinaus fliesst ein Aufschlag in soziale Projekte. Die Weiterverarbeitung der Baumwolle und die Herstellung des fertigen Kleidungsstücks ist bei den meisten Projekten weniger streng geregelt, hier müssen lediglich Mindeststandards eingehalten werden. Das Fairtrade-Zertifikat ist kein Bio-Siegel, der überwiegende Teil der zertifizierten Baumwolle stammt nicht aus kontrolliert biologischem, sondern aus konventionellem Anbau.
Die Webseite des Vereins TransFair, dem für Deutschland zuständigen Zertifizierer für das Fairtrade-Siegel, bietet weiterführende Infos und stellt bestimmte Projekte vor: transfair.org
Öko-Tex 100
Das Ökotex Zertifikat ist kein Bio-Siegel und das Wort „Öko“im Namen daher etwas irreführend. Öko-Tex hat nichts mit Bio-Baumwolle zu tun. Öko-Tex zertifiziert mit dem Ökotex 100 Standard fertige Kleidungsstücke sowie Heimtextilen und sorgt für festgelegte Grenzwerte von fragwürdigen Chemikalien.
Der Öko-Tex 100 Standard geht zwar über gesetzliche Grenzwerte hinaus, ist strenger und übernimmmt sogar teilweise eine Leitfunkiton bei fragwürdigen Substanzen die später gesetzlich verboten werden, in Bezug auf chemische Hilfsstoffe ist der Standard aber im Vergleich zum GOTS-Zertifikat „lascher“. Einige Substanzen die bei GOTS gänzlich verboten sind, werden beim Öko Tex 100 Standard lediglich mit Grenzwerten versehen. Hier wir dann zwischen, Babykleidung, Kleidung die direkt auf der Haut getragen wird und Kleidung die nicht direkt auf der Haut getragen wird unterschieden, je intensiver der Konstakt desto strenger der Grenzwert. Der Öko-Tex 100 Standard ist sicherlich wichtig und richtig um Qulitätsstandards festzulegen und einen Mindestschutz zu gewährleisten, er geht allerdings nicht bis an die Grenzen des technisch machbaren und lässt chemische Hilfsstoffe zu, die sich heute durchaus vermeiden liessen.
Detailierte Infos zu den Kriterien des Öko-Tex 100 Standards bekommt man hier: Öko-Tex 100 (PDF)
BEST-Siegel – Internationaler Verband der Naturtextilwirtschaft (IVN)
Das BEST-Zertifikat, vom Internationalen Verband der Naturtextilwirtschaft e. V. (IVN), bietet den wohl strengsten Standard im Hinblick auf ökologische Aspekte und die Verwendung chemischer Substanzen.
Naturtextilien die IVN-Best zertifiziert sind, erfüllen höchste Ansprüche in Bezug auf die Schadstoffamrut und orientieren sich am derzeit technisch realisierbaren Niveau. Das IVN-BEST Zertifikat sichert den gesamten Produktionsprozess ab, nicht nur die Qualität des fertigen Kleidungsstücks, auch einwandfreie Sozialstandards sind nötig um das Zertifkat zu erhalten. Das IVN-Siegel kann somit wohl als eines der umfassendsten seiner Art bezeichnet werden.
Ausführliche aber nicht überlange und gut zu lesende Informationen zu den Kriterien findet man hier: IVN BEST-Siegel
Fazit:
Die hier erwähnten Zertifikate und Siegel sind die bekanntesten und am weitesten verbreiteten, sie stammen von unabhängig arbeitenden Organisationen und sind keinem bestimmten Hersteller oder Konzern unterstellt. Die angegebenen Links geben detailierte Infos und bieten die Möglichkeit die verschiedenen Standards zu vergleichen.
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